Tagebuch einer zerbrochenen Liebe

Gebrochenes Herz

Diese Geschichte ist keine Fiktion. Sie ist real und schmerzhaft. Die Namen wurden geändert. Zitate sind im Original im Dialekt verfasst und wurden ins Hochdeutsche übersetzt. Ich habe darauf geachtet, den emotionalen Gehalt und Tonfall zu bewahren – auch wenn manche Formulierungen dadurch leicht angepasst wurden. Die Bedeutung und Aussagekraft der Worte bleibt unverändert.

Es geht um Liebe, Vertrauen und Verrat. Um zwei Menschen, die gemeinsam durch Höhen und Tiefen gehen wollten, ein Leben planten, ein gemeinsames Haus planten, um bis an ihr Lebensende zusammenzubleiben. Und um den Moment, in dem alles zerbrach. In kurzer Zeit wurde aus einer Ehe voller gemeinsamer Träume ein Trümmerfeld. Aus einer Lebenspartnerin wurde eine völlig Fremde. Was bleibt, sind Fragen und die bittere Erkenntnis, dass man manchmal nicht merkt, wie schnell etwas stirbt, das man für unzerstörbar hielt. In diesem Blog teile ich meine Geschichte. Zum Teil aus Wut, aber auch aus Unverständnis. Vielleicht aber auch, um anderen zu zeigen, dass man trotz allem weitermachen kann.

Ich wollte es richtig machen

Ich bin nicht der Typ Mensch, der leichtfertig liebt. Nicht mehr. Nicht nach allem, was man so erlebt. Meine erste Ehe endete früher als erwartet. Ja, wir waren jung und Nachwuchs war unterwegs. Dennoch waren wir zu jung und so scheiterte die erste Ehe schon nach kurzer Zeit. Am Ende war es für mich eine Lehre. Ich fasste den festen Entschluss, es beim nächsten Mal besser zu machen. Ich selbst bin das Kind eines Mannes, der mehr als einmal „für immer“ gesagt hat. Jedes Mal voller Überzeugung. Ich schwor mir, dass mein Leben anders verlaufen sollte und ich nicht in diese Fußstapfen meines Vaters treten möchte. Deshalb habe ich mir Zeit genommen. Sehr viel Zeit. Dennoch habe ich eine wichtige Lektion meines Vaters gelernt: Egal was passiert, es geht immer weiter und es gibt Menschen, die einem dabei helfen.

Carina und ich lernten uns in der Arbeit kennen – mehr oder weniger. Sie war dort schon seit ein paar Jahren, während ich nur am Wochenende ehrenamtlich dort zu finden war. Irgendwann lernten wir uns persönlich kennen und ich war sofort beeindruckt. Mit Sonnenbrille und etwas, das wie Heavy Metal aus den Fahrzeug-Lautsprechern bei geschlossenen Fenstern klang, parkte sie souverän rückwärts in die Garage. Das hat mich neugierig gemacht.

Nach einiger Zeit kamen wir zusammen und wuchsen zusammen. Carina und ich haben uns sehr gut ergänzt. Sie eher naturverbunden und ich eher der technische Gegenspieler. Bits und Bytes haben mich schon immer fasziniert, sodass ich mein Hobby später auch zum Beruf machte. Sie kümmert sich um alles, was Zellen hat und ich um alles mit 0 und 1 – also der digitalen Welt. Trotz dieser Gegensätze lief es super. Jeder hatte seinen Freiraum und dennoch verbringen wir Zeit miteinander  –  Ausflüge, gemeinsame Abende mit Familie oder Freunden, Urlaub. Es fühlte sich vertraut und gut an. Einfach echt. Als wäre es der Beweis dafür, dass diesmal alles anders wird. Wir waren sieben Jahre zusammen, bevor wir den nächsten Schritt gingen. Ich wollte nicht heiraten, weil es „Zeit wurde“. Ich wollte heiraten, weil ich sicher war: Ja, das ist sie. Und ich war mir sicher  –  so sicher wie noch nie in meinem Leben.

Wir feierten mit Freunden, mit Familie, wir schmiedeten Pläne. Sprachen über ein Haus und suchten gemeinsam nach einem Grundstück um selbst zu bauen oder nach einer fertigen Immobilie. Wir legten Geld zur Seite und dachten an morgen. Wir fanden ein Grundstück zu einem günstigen Preis in einer ruhigen Gegend. Gegenüber wären tolle Nachbarn gewesen: Delix und Simona. Wir lernten anschließend auch die anderen Nachbarn in der Straße kennen. Es gab Weihnachtsfeiern und Straßenfeste. Wir haben uns Angebote zukommen lassen und hatten schon sehr konkrete Pläne: Grundriss, Garage, Haustür, Bad, Küche. Ich hatte das Gefühl: Jetzt beginnt das Leben, das ich mir immer gewünscht habe – mit einem Menschen an der Seite, auf den man sich blind verlassen kann. Für mich war klar, dass ich mit Carina in 40 Jahren auf unserer Terrasse sitzen werden und wir gemeinsam den Sonnenuntergang genießen können. Eifersucht oder Misstrauen waren nie wirklich ein Thema. Wenn wir gemeinsam unterwegs waren und sie sich mit jemanden unterhielt, ging ich schon mal zu ihr hin und hab sie in den Arm genommen, geküsst und gefragt, ob sie was zum Trinken braucht. Wir fanden das beide amüsant und nannten das „mein Revier markieren“. Nie hatte ich das Gefühl, sie hinterfragen zu wollen.

Routine, Hormone und Zweifel

Ende des vorletzten Jahres hat sie die Pille abgesetzt. Nicht wegen eines konkreten Kinderwunsches, sondern weil sie die Hormone loswerden wollte, die sie schon seit einer Ewigkeit nimmt. Dieser Schritt war mit mir abgestimmt und war keineswegs eine Entscheidung, die sie selbst getroffen hat.

Kurz darauf, im vergangenen Jahr, hatten wir schon mal eine Krise. Es war nichts Dramatisches. Kein Betrug, kein Vertrauensbruch. Auch gab es keinen lauten Knall. Es lag aus meiner Sicht eher daran, dass die wilden Jahre verflogen sind – kein jungverliebter Rausch. Die Beziehung verwandelte sich schon vor geraumer Zeit in eine stabile, solide und zuverlässige Partnerschaft. Und genau da lag vielleicht auch eines der Probleme – zusätzlich zu ihrer veränderten Persönlichkeit, die sich dann im weiteren Verlauf zeigte. Rückblickend hat es sich daraufhin schon etwas verbessert, allerdings nicht zu ihrer vollsten Zufriedenheit. Dennoch ging es weiter und sah aus meiner Sicht weiterhin nach einer stabilen Beziehung aus.

Die Wende

Auch an diesem Punkt gab es keinen lauten Knall. Kein plötzlicher Bruch, kein lautes „Ich liebe dich nicht mehr“. Es begann mit kleinen Veränderungen. So klein, dass ich sie erst gar nicht als ernsthaftes Problem bemerkte. Durch das Absetzen der Pille hat sie sich verändert. Sie färbte ihre Haare in verschiedenen bunten Farben, gefolgt von diversen Piercings. Erst zwei in der Oberlippe, dann zwei in der Unterlippe. Die wollte sie schon immer haben, hat sich aber nie getraut – waren ihre Worte. Ich sagte ihr, dass mir die Piercings nicht gefallen, aber wenn sie ihr gefallen, dann soll sie das ruhig tun. Warum sollte ich ihr das auch verbieten?

Und dann kam er: Yannick. Ein neuer Kollege. Azubi. Zehn Jahre jünger als Carina. Wir lernten uns kennen. Auf einer Feier unterhielten wir uns ewig und schickten uns in den Wochen davor und danach lustige Videos und Bilder. So wie es Kumpels eben tun. Kein Konkurrenzgefühl. Er war jung und wir waren verheiratet. Sie versicherte mir mehr als einmal:

Er ist wie ein Bruder für mich.

Ich glaubte ihr – warum auch nicht?

Wir unternahmen sogar zu dritt etwas. Filmabende bei ihm und bei uns. Die beiden unternahmen auch mal etwas allein. Sie fragte mich immer vorher, ob ich mitkommen wolle. Aber ehrlich gesagt, die Bands, zu denen sie wollten, waren nicht ganz mein Fall. Vor allem Indoor war mir die Musik trotz Gehörschutz zu laut. Ich lehnte ab. „Geh ruhig, hab Spaß“, sagte ich und meinte es so. Was hätte ich auch denken sollen? Sie war meine Ehefrau, haben uns fest versprochen zusammenzubleiben und planten ein Haus. Was kann da schon passieren zwischen einer Frau und ihrem „kleinen Bruder“?

Der Anfang vom Ende

Es gibt Entscheidungen, von denen man sich wünscht, man hätte sie nie treffen müssen. Nicht weil sie falsch sind, sondern weil sie überhaupt notwendig wurden. Der Anfang vom Ende war nicht laut. Es war ein Flüstern, ein Gefühl, das sich leise einschlich, wie ein Zug, den man am Horizont erst kaum erkennt – aber unaufhaltsam näher kommt.

Irgendwann im Februar oder März fing es an zu kribbeln. Nicht bei mir, sondern bei ihnen. In einer Nachricht las ich später, wie er ihr schrieb:

Du wirst mich nicht verlieren. Basta. Dafür liebe dich zu arg 🫂️❤️

Und sie?

Du mich auch nicht. Ich bleib. Immer ❤️🫂️

Worte wie ein Pakt. Mit der bitteren Gewissheit, dass das, was wir hatten, nur noch Kulisse ist. Damals wusste ich davon nichts. Ich war naiv oder einfach zu vertrauensvoll. Am 9. März, nach einer gemeinsamen Schicht, sagte sie am Abend:

Ich bin mir unsicher.

Ich fragte:

Womit genau?

Ihre Antwort war schwammig. Die Zukunft. Keine klaren Worte, aber genug, um mich nervös werden zu lassen. Yannick schrieb ihr in der Zeit:

Ich bin gern mit dir in deinem Hirn.

Es war, als hätte sich ein Teil von ihr abgekoppelt. Am 12. und 13. März war sie auf einer Fortbildung. Danach ein Gespräch. Ergebnis: Sie möchte getrennte Wege gehen. Diese Worte schlugen ein wie eine Bombe. Ich saß da, hörte zu und fiel ins Bodenlose. In den folgenden Tagen war an Schlaf nicht zu denken. Ich wälzte mich stundenlang, starrte an die Decke, zählte Minuten, bis die Nacht endlich verging. Mein Körper war erschöpft, aber der Kopf wollte nicht abschalten. Tränen über Tränen und immer wieder dieselben Fragen: Wie konnte das passieren? Wie kann ich das retten? Wieso gibt es keine Chance? Wieso wirft sie das alles einfach so weg? Und immer wieder die gleiche, grausame Leere. Jeder Gedanke tat weh. Meine Schwester, meine Freunde und vor allem auch Ihre Schwester Celina fingen mich auf, hörten zu und versuchten zu helfen. Diese Art von Qual frisst dich langsam von innen auf. Und das Schlimmste ist: Du bist dabei vollkommen wach.

Yannick schrieb ihr an dem Abend:

Des ist ein Bruchteil von dem, was ich fühl, wenn du deinen Kopf auf meine Brust legst 🫂️

Ich las diese Worte erst später und sie brannten sich daraufhin ein. Nicht nur wegen der Worte selbst, sondern wegen dem, was sie bedeuteten. Denn eine Frau, die verheiratet ist, angeblich noch liebt und noch in unserem gemeinsamen Bett schläft – sie sollte nicht auf der Brust eines anderen Mannes liegen. Nicht mit dem Kopf, nicht mit dem Herzen und ganz sicher nicht mit dem Gefühl, das durch diesen Satz mitschwang.

Untreue beginnt nicht erst mit einer Berührung. Untreue beginnt im Kopf. Im Herzen. Sie beginnt mit der Entscheidung jemand anderem mehr Raum zu geben als dem Menschen, dem man ewige Treue geschworen hat.

Wo sie ihren Kopf auf seine Brust gelegt hat, weiß ich bis heute nicht. Heimlich nach der Arbeit bei ihm? Oder war es sogar in unserem Zuhause? Anfangs ließ mich das nicht los: die Vorstellung, dass es vielleicht genau hier geschah – in unserer Wohnung. Auf unserer Couch. Dort, wo ich sonst saß. Dort, wo wir zusammen Filmabende gemacht haben, gelacht haben und manchmal auch eingeschlafen sind. Vielleicht war es genau da, wo ich mich sicher fühlte. Was auch immer damals vorging – sie erzählte mir davon nichts. Sie hatte kein schlechtes Gewissen und war sich keiner Schuld bewusst. Und genau das ist der Verrat, der am tiefsten schneidet: Nicht nur das, was sie tat. Sondern dass sie mich innerlich längst verlassen hatte, während ich davon nichts ahnte.

Am 14. März hab ich mir kurzfristig Urlaub genommen, denn ich konnte in der Nacht wieder nicht schlafen – nicht einmal mehr als eine Stunde am Stück. An Arbeit war also gar nicht zu denken. Ich fuhr am Nachmittag nach Berlin zu meiner Schwester und einem meiner engsten Freunde, um einen klaren Kopf zu bekommen. Nichtsahnen, was sich im Hintergrund bereits bis hierhin abgespielt hat. Rückblickend sagte sie mir, dass ihr in diesen Tagen klar geworden ist, dass zwischen ihr und Yannick mehr als Freundschaft ist. Ich hielt also die Tür in dieser Zeit offen, während sie innerlich schon längst hinausgegangen war. Ich war davon überzeugt, dass kein anderer im Spiel ist, so wie es mir zu Beginn auf Nachfrage zugesichert hat. Zu diesem Zeitpunkt gab es keinen Grund ihr zu misstrauen, also glaubte ich ihr. Meine Hoffnung war, selbst wenn wir uns jetzt und hier trennen, haben wir das Trennungsjahr in dem wir vielleicht wieder zueinanderfinden. Zumindest ich hätte jeden einzelnen Tag darum gekämpft und gehofft.

Jedenfalls kam ich am 16. März zurück. Sie hatte scheinbar das gesamte Wochenende nicht zu Hause geschlafen. Abends kam sie und wir redeten. Sie sprach von seelischem Druck, von innerem Chaos, von psychischen Problemen. Ich hörte zu. Für sie war das letzte Jahr eine Höllenqual. Sie hatte nie das Gefühl, mir sagen zu können, wie es ihr zurzeit geht. Als würden wir unterschiedliche Sprachen sprechen. Sie fühlte sich eher wie in einer WG und nicht mehr. Als wir im Januar in einem Wellness-Hotel waren, hatte sie schon dort das Gefühl, als wären wir nur als Freunde dort – wobei wir dort Dinge getan haben, die man unter Freunden nicht macht. In der gleichen Woche haben wir mit der Baufirma die Pläne besprochen. Davor und danach gab es für mich keinerlei Anzeichen dafür, dass diese Pläne auf wackligem Boden stehen. Ich bot also konkrete Hilfe an: gemeinsame Therapie, Beratung, ganz bewusst mehr und intensiver Zeit miteinander verbringen. Ich bat sie darüber zumindest mal nachzudenken. Sie wollte allerdings nur eine einzige Nacht darüber schlafen und begann ein gewaltiges Tempo vorzugeben. Als wäre jede Minute, die sie noch in diesem gemeinsamen Leben verweilt, eine zu viel.

Am 17. März redeten wir in der Früh. Ergebnis: Für sie ist jetzt Schluss. Noch am selben Tag rief sie die Baufirma an. Unser Traumhaus – abgesagt. Von nun an rollt eine Lawine los. Schnell. Unaufhaltsam. Ich konnte kaum folgen, während sie mit voller Geschwindigkeit alles, was uns ausmachte, hinter sich ließ. Sie sprach plötzlich nur noch von „meins“ und „deins“,
während ich noch versuchte, zu verstehen. Diese gnadenlos hohe Geschwindigkeit war wie ein Auslöschen in Echtzeit. Kein Innehalten, kein Blick zurück, kein verdauen lassen. Diese Lawine kennt nur eine einzige Richtung bei maximaler Geschwindigkeit. Als hätte ich nie dazugehört.
Und er? Er schrieb:

Es ist plötzlich gekommen, aber rückwirkend nicht recht überraschend 🤗

und

Des wird wahnsinnig toll und erfüllend, wenn wir irgendwann wir sein können, auch nach außen 🤗

Und da stand ich. Mitten in einem Trümmerfeld und dem dumpfen Gefühl, dass ich nie eine Chance hatte.

In der Nacht vom 20. auf den 21. März konnte ich wieder einmal nicht schlafen, aber „nicht schlafen“ beschreibt nicht annähernd, was wirklich war. Es war ein endloses Liegen, ein Wühlen in Gedanken, ein verzweifeltes Kreisen im Kopf, bei dem sich jede Sekunde wie eine Stunde anfühlte. Der Körper war müde, leer, erschlagen. Der Kopf war ein glühend heißer Motor, der unter Volllast läuft. Ich war ausgelaugt, erschöpft, verzweifelt und trotzdem hellwach in diesem Albtraum. Keine Träne brachte Erleichterung, kein Gedanke eine Antwort. Langsam kam in mir ein Gedanke auf: Was, wenn da mehr war? Was, wenn es einen anderen gibt?

Das wäre zumindest eine, wenn auch schmerzvolle, Erklärung für das alles. Seit ein paar Tagen hatte ich ihre Zugangsdaten zu ihrem Instagram Account. Ich kämpfte mit mir und wusste, dass in dem Moment in dem ich mich einlogge, es kein zurückgibt. Ich habe lange überlegt, aber dieser unerträgliche Schmerz und diese Ungewissheit schoben mich mit Gewalt über diese Schwelle.

Und da war alles. Nachrichten voller psychischer und physischer Nähe, mit vielen Herzchen, Umarmungs-Emojis (🫂️❤️) und dem gegenseitigen Versprechen, für immer da zu sein. Klar, deutlich und brutal. Das waren keine Nachrichten einer erwachsenen Frau, sondern zwischen zwei Teenagern, die heute in mir den Brechreiz auslösen. Er schrieb am 19. März:

Ich freu mich schon, wenn wir uns als Paar gemeinsam ‚kindskepfad-peinlich‘ aufführen 😜🫂️❤️

Und sie:

Ich mich auch 😁🤗🫂️❤️

Ich konnte kaum atmen. Ich wollte sicher sein, dass ich dort nichts Falsches hineininterpretiere, also machte ich Screenshots, während ich weiter in der Zeitlinie scrollte. Die Nachrichten beschreiben ein klares Bild:

Details sind bei den Ermittlungen äußerst wichtig. Wir ermitteln gerade gemeinsam „uns“.

Ab jetzt darfst du leben, nicht nur überleben ❤️

Ich… äääh… vermiss dich grad wahnsinnig.

Dass du bei mir bist ist so unglaublich ❤️

Deshalb werd ich nie aufhören dir zu sagen, was ich für dich empfinde und was ich dir seh und was du alles kannst und darfst 🫂️❤️

Ich finds mega schön, dass du das mit mir fühlst. Ich fühl des mit dir auch 🫂️❤️

Ich hab mich irgendwann im Januar in dich verloren

Seine Nachrichten blieben nicht unbeantwortet, sondern wurden wie selbstverständlich erwidert:

Sie: Und ich lieb alles an dir 🫂️

Sie: Du für mich auch 🫂️❤️

Er: Ich freu mich wie sau auf morgen und Samstag

Sie: Ich mich auch. Mein Auto hat jetzt wirklich einen Werkstatttermin. Also ist nur halb geschummelt.

Er: Ich hab dich lieb 🫂️❤️

Sie: Ich dich auch 🫂️❤️

Mir wurde übel beim Lesen. Ein körperlicher Schmerz, der sich sofort in der Magengegend festsetzte, als hätte mich jemand geschlagen. Die Screenshots schickte ich meiner Schwester und meinem besten Freund. Menschen, denen ich vertraue, die mich kennen und ehrlich zu mir sind. Ganz besonders, wenn es wehtut. Ich wollte Klarheit und wollte sichergehen.

Beide bestätigten mir unabhängig voneinander, was ich sah und fühlte: Das war kein Missverständnis. Kein Ausrutscher. Das war ein neues „Wir“, während sie unser „Wir“ schon lange aufgegeben hat. Selbst wenn ich diese Nachrichten Tage oder Wochen später nochmal lesen, überkommt mich immer wieder dieser Brechreiz. Erst wegen der Tatsache an sich, dass sie mich betrogen hatte, emotional wie körperlich. Aber dann auch wegen der Art, wie sie miteinander schrieben – diese schmalzigen, kindischen Nachrichten, mit Herzchen und Pseudoromantik. Wie zwei Teenager, die glauben, sie hätten die große Liebe entdeckt, ohne zu merken, dass sie auf verbrannter Erde tanzen. Zwei arme, unverstandene Seelen endlich vereint in ihrem grenzenlosen Leid. Während die ganze Welt sich weiterdreht, versichern sie sich einander, dass niemand (wirklich niemand!) ihre Probleme nachempfinden kann. Als würden sie sich völlig zwanglos den ganzen Tag in Selbstmitleid baden. Es war nicht nur Verrat – es war ein Schlag ins Gesicht meines Verstandes, meiner Würde und all der Jahre, die ich mit ihr aufgebaut hatte.

Dabei fällt mir ein: Eines dieser Themen, die sie anscheinend beschäftigt hat und ich nicht verstand, waren ihre Schnürsenkel – ja ernsthaft. Es war früh am Morgen. Ich stand mit ihr gleichzeitig auf, um sie nach unten zur Garage zu begleiten – ein Ritual. Im Flur sagte sie mir, dass ihre Schnürsenkel unterschiedlich lang sind und sie das beschäftigt. Noch irgendwie im Halbschlaf dachte ich, das sei ein Scherz und lachte kurz. Doch es war kein Scherz. Es war ihr Ernst. Und mein Lachen war für sie ein Zeichen dafür, dass ich sie nicht verstehe. Wer solche Maßstäbe setzt, lebt vielleicht längst in einer Parallelwelt.

Am 21. März habe ich sie noch nicht darauf angesprochen, sondern gewartet und beobachtet. Sie trifft sich nach der Arbeit mit Danika und übernachtet dann bei ihr – sagte sie. Ihre Wortwahl, ihre Körpersprache und ihre Mimik waren so wie immer. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass das eine Lüge sein könnte.

Am 22. März hab ich sie auf die Nachrichten angesprochen und fragte nach Yannick. Sie gestand, dass sie nicht bei Danika geschlafen hat, sondern bei ihm – und heute wird sie auch nicht bei Sandra schlafen, sondern bei ihm. Am Tag zuvor hatten sie sich zum ersten Mal geküsst.

Das Ende vom Ende

Es gibt einen Punkt, an dem etwas in einem zerbricht. Ein kalter Riss, tief unter der Oberfläche. Die Nachrichten, die hinter meinem Rücken geschrieben wurden, waren so verletzend, dass sie etwas in mir endgültig zerstört haben. Es hat etwas tief in mir einfach in Stücke zerfetzt. Mein restliches Leben habe ich in ihre Hände gelegt – nicht aus Naivität, sondern weil ich es wollte. Ich habe sie wirklich geliebt, bedingungslos. Nicht im oberflächlichen Sinne, wie man das so leicht dahinsagt. Nein – ich meine eine Liebe, die keine Mauern mehr kennt und keinen Selbstschutz. Ich habe mein Innerstes entblößt, ihr alles gezeigt, was ich bin. Ich hätte für sie gebrannt, in Flammen gestanden, ohne je nach Wasser zu schreien. Ich hätte ihr ihre dunkelsten Entscheidungen verziehen und ihre schwersten Fehler verteidigt – gegen jeden. Denn bedingungslose Liebe fragt nicht: Was bekomme ich zurück? Sie gibt – immer. Selbst wenn sie sich daran selbst verbrennt. Und genau das habe ich getan. Doch der Mensch, den man am meisten liebt, ist auch der, der einen am tiefsten treffen kann.

Natürlich habe ich Fehler gemacht – auch sie. Aber besonders bei Yannick scheint sie sich keiner Schuld bewusst zu sein und hat felsenfest behauptet „Ich war dir immer treu“. Als ich ihr in den letzten Tagen in unserer gemeinsamen Wohnung sagte, dass ich nie eine Entschuldigung von ihr gehört habe, kam von ihr nur ein kühles „Ich hätte früher Schluss machen sollen“. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Und es ließ mich fragen, wie lange sie geblieben wäre, wenn mir etwas passiert wäre – ein Unfall, ein Schicksalsschlag, Pflegefall. Hätte sie mich dann genauso leicht ersetzt und wäre ohne Rücksicht weitergezogen?

Ich habe Carina mal als jemanden gesehen, der Werte hat, mit dem man Zukunft aufbauen kann, der loyal ist und verlässlich. Heute sehe ich sie anders. Ihr Umgang mit Treue hat nicht nur unser Vertrauen zerstört, sondern auch jeden letzten Funken Respekt, den ich für sie hatte. Regelmäßig sicherten wir einander zu „Ich geb dich nie wieder her“. Diese Worte und unser Eheversprechen – im Nachhinein eine Lüge. Die Ausreden, wo sie übernachtet, hätte ich nicht mal als Lüge bemerkt, wenn ich es nicht längst gewusst hätte. So kalt und skrupellos war sie inzwischen geworden.

Alles, was sie mit Yannick getan hat, tat sie mit einer Selbstverständlichkeit, die mich fassungslos macht. Kein Zögern, kein Schuldbewusstsein, kein Mitgefühl. Hinterhältig und rücksichtslos. Es verletzt nicht nur, es schockiert zutiefst. Regelmäßig hat sie versucht, das Lesen ihrer Instagram Nachrichten als den schlimmsten Vorfall darzustellen. Natürlich war das ein schlimmer Vorfall, allerdings stehe ich dazu. Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass ich diesen Schritt nicht hätte gehen müssen. Nicht wegen des Schrittes an sich, sondern weil ich überhaupt vor dieser Entscheidung gestellt wurde. Letztendlich hat es mir allerdings Gewissheit beschert und half mir, mit diesem dunklen Kapitel abzuschließen.

In den nächsten Tagen und Wochen ging es schnell. Intensive Wohnungssuche, Kartons packen, Dinge aufteilen. Sie stellt mir als Ultimatum den 01.05. Dieses Datum wollte ich zu Beginn nicht wirklich wahrhaben. Mit der Zeit und nachdem ich die Nachrichten zwischen ihr und Yannick gelesen habe, wollte ich dieses Datum um jeden Preis halten – lieber früher als später, selbst wenn ich dafür im Auto schlafen müsste. Ich habe sie wirklich mit jeder Faser meines Körpers geliebt. Treu sein hat mir verdammt viel Spaß gemacht und ich hatte fest vor mein restliches Leben (in guten und auch schlechten Zeiten!) mit ihr zu verbringen. Aber das Versprechen, das wir uns gegeben haben, war offensichtlich nur einseitig und nun wollte ich so schnell wie möglich von hier weg.

Nachdem der Umzug abgeschlossen und meine neue Wohnung weitestgehend eingerichtet war, startete die Verarbeitung. Bisher war dafür kaum Zeit. Diese Erfahrung hat etwas aus mir gemacht. Aus tiefer Liebe entsteht eine Enttäuschung, die irgendwann zu etwas anderem wird. Zu Bitterkeit. Zu Wut. Am Ende vielleicht sogar zu Hass und schließlich Gleichgültigkeit. Und das ist wohl das Tragischste an allem – dass aus dem, was einmal das Wichtigste im Leben war, etwas wird, das man kaum noch ansehen kann, ohne innerlich zu verkrampfen. Fotos, auf denen wir gemeinsam abgebildet waren, habe ich gelöscht – unwiderruflich. Auf Fotos mit Menschen, die mir wichtig sind und sie zu sehen ist, habe ich sie geschwärzt. Nicht nur das Gesicht, sondern alles von ihr – Oberkörper, Beine, Füße. Ohne Ausnahme. In meinem Smartphone ist ihr Kontakt nur noch unter „C“ gespeichert, mit einem weißen Bild, sodass ich ihr Gesicht in keinem Messenger sehen muss.

An Yannick habe ich klare Worte gerichtet. Er hat sich wie ein Freund gegeben, doch war nichts weiter als ein Schauspieler in seiner eigenen kleinen Inszenierung. Er hat sich mein Vertrauen erschlichen, nur um es für seine Zwecke auszunutzen. Yannick glaubt vielleicht, das sei einfach so passiert – aber das ist es nicht. Sein Mangel an Reue ist kein Zeichen von Stärke, sondern emotionaler Blindheit. Er hat nicht wirklich verstanden, was er getan hat. Nicht ansatzweise. Er wird auch nicht verstehen, dass Carina eine Grenze überschritten hat. Das Risiko ist hoch, dass diese Grenze beim nächsten Mal nur noch leichter überschritten wird. Übrigens: Seinen Namen sollte ich für mich behalten, wenn ich diese Geschichte erzähl, um seine Ausbildung nicht zu gefährden. Schließlich arbeiten beide zusammen am gleichen Standort und sie ist seine „Ausbildungsbeauftragte“. Versprochen hab ich das keinem von beiden. Wer sich so tief in das Leben anderer drängt, muss auch den Mut haben, die Folgen zu tragen. Einige Kollegen haben bereits nach dem Namen gefragt. Den echten Namen habe ich nur wenigen ganz engen Vertrauten genannt. Den meisten gegenüber schwieg ich und nannte den Namen nicht von mir aus. Wenn falsche Namen im Raum standen, habe ich stets klargestellt: ‚Nein, der war es nicht‘, um falsche Gerüchte nicht weiter zu verbreiten. Manche hörten danach auf zu fragen – vermutlich, weil sie den richtigen Namen bereits kannten, ihn aber nicht aussprechen wollten. So entstand ein stilles Schweigen, das mehr sagte als viele Worte.

Ich kann sehr gut vergessen – das weiß sie. Ich will, kann und werde sie vergessen. Ein Mensch, der so handelt, hat keinen Platz in meinem Leben, meinem Herzen und meinem Kopf verdient. Auf eine Sache konnte ich mich in dieser Zeit ganz besonders verlassen: Freunde. Ihre Schwester hat mich getröstet, mir zugehört und meine Tränen aufgefangen. Auch beim Umzug hat sie wie selbstverständlich geholfen. Meine engsten Freunde und meine Schwester waren in dieser Zeit wie ein Anker im Sturm. Sie haben mit allem, was ihnen zur Verfügung stand, versucht zu helfen. Ohne viele Worte haben sie verstanden, was ich selbst kaum aussprechen konnte.

Vermutlich werde ich Carina und Yannick im August persönlich sehen. Denn dann ist wie jedes Jahr ein Festival – und meine Anwesenheit ist nahezu sicher. Wie dieses Treffen ausgehen wird, wird sich zeigen. Ich werde auf jede Situation vorbereitet sein. Lieber wäre mir, wenn ich beide nie wieder sehe.

Carina – eine Person, der ich mein Vertrauen, meine Nähe, meine Zeit geschenkt habe. Sie hat all das verraten, weggeworfen, mit Füßen getreten, für ein paar schäbige Augenblicke mit Yannick. Und Yannick – ein armseliger Heuchler, der sich als Freund ausgegeben hat, während er wie ein räudiger Köter hinter meinem Rücken herumschlich. Was zwischen ihnen passiert ist, war kein „Fehler“, keine „Schwäche“ – es war ein dreckiges Verlangen auf Kosten anderer.

Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als ihre Gesichter nie wieder sehen zu müssen. Sollte es anders kommen, bin ich bereit. Es wird keine Szene geben, keine Worte. Nur Verachtung. Reines, kaltes Nichts. Was sie jetzt tun – ob sie auseinanderbrechen oder in ihrer erbärmlichen kleinen Blase aus Selbstmitleid ersticken – ist mir gleichgültig. Es interessiert mich nicht, mit wem sie schlafen, was sie sagen, wohin sie gehen oder ob sie überhaupt noch existieren. Hier gibt es keine zweite Chance. Für mich sind beide gestorben. Keine Trauer, kein Grab, keine Erinnerung. Nur ein tiefer, endgültiger Schnitt. Und Tote begräbt man – tief und für immer.

Es geht weiter

Das Ende kam für mich definitiv unerwartet, aber es gibt kein ewiges nachtrauern. Sobald ein bestimmter Punkt überschritten wurde, gibt es kein Weg zurück und so fühle ich mich auch. Dieses dunkle Kapitel ist abgeschlossen. Man kann auch sagen

Je härter der Aufprall umso entschlossener möchte man wieder aufstehen.

Und ich bin fest entschlossen wieder aufzustehen. Ich möchte nicht die Chance verpassen einen warmherzigen und intelligenten Menschen kennenzulernen, der auf der gleichen Wellenlänge ist und bei dem man merkt, dass das Herz am richtigen Platz ist.

Was ich daraus gelernt habe? Nichts im Leben ist selbstverständlich oder garantiert. Man sollte jeden Augenblick als Geschenk sehen, das uns nur einmal geschenkt wird. Alles kann sich ändern, manchmal schneller, als man glaubt. Ich möchte es nun nicht nur „richtig“ machen. Die nächste Beziehung werde ich bewusster leben: dankbar für jeden Moment, achtsam im Miteinander, offen im Gespräch. Ich möchte nie wieder davon ausgehen, dass Liebe „einfach da“ ist. Liebe muss gesehen, gespürt und gelebt werden – jeden Tag aufs Neue.

Ich blicke optimistisch in die Zukunft, habe die Hoffnung nicht verloren und suche weiter. Irgendwo da draußen ist sie – die Frau, mit der ich all das teilen darf.